Was ist Jugendpolitik?

Jugendpolitik bezieht sich auf die Politik, die speziell auf die Bedürfnisse und Interessen junger Menschen ausgerichtet ist. Ziel der Jugendpolitik ist es, den Übergang von der Jugend zur Erwachsenenwelt zu erleichtern und den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.

Die Jugendpolitik umfasst eine Vielzahl von Themen, die für junge Menschen relevant sind, wie Bildung, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Wohnen, Freizeit, Gesundheit, Gleichstellung, Partizipation und Beteiligung. In der Jugendpolitik geht es auch um die Förderung von Chancengleichheit und die Bekämpfung von Diskriminierung, Gewalt und sozialer Ausgrenzung. Die Jugendpolitik wird von verschiedenen Akteuren gestaltet, darunter Regierungen auf nationaler und lokaler Ebene, Jugendorganisationen, Nichtregierungsorganisationen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen. Eine wirksame Jugendpolitik erfordert eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen diesen Akteuren sowie eine regelmäßige Beteiligung von jungen Menschen an der Gestaltung der Politik, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse und Interessen angemessen berücksichtigt werden.

 

Foto: Gespräch auf der GamesCom 2022 mit Josefine Paul, NRW-Ministerin für Kinder Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration.


Dafür setze ich mich ein

Im Folgenden erläutere ich, für welche Themen ich mich ganz persönlich (jugend-) politisch einsetze und welche Überzeugungen ich dabei vertrete.

Bildungsgerechtigkeit

Der Zugang zu Bildung darf nicht von der sozialen, wirtschaftlichen oder kulturellen Herkunft abhängen. Jeder Mensch hat das Recht auf einen kostenfreien Zugang zu Bildung und darauf, Fähigkeiten und Talente zu entwickeln, unabhängig von den Umständen seiner Geburt oder seines Wohnorts. Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht und ein Schlüssel zur Chancengleichheit, sozialen Mobilität und persönlichen Entfaltung. Eine gerechte Bildungspolitik sollte  darauf abzielen, die Unterschiede im Bildungserfolg zwischen verschiedenen sozialen Gruppen zu verringern und sicherzustellen, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten erhalten, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund.

 

Dazu bedarf es jedoch einiger Handlungsschritte:

 

Strukturelle Ungleichheiten und Barrieren in Bildungssystemen  müssen identifiziert und beseitigt werden. Dazu gehören beispielsweise ungleiche Finanzierung, unzureichende Ressourcen und Lehrer*innenausbildung, mangelnde Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus benachteiligten Familien, sowie die ungleiche Verteilung von Bildungsangeboten in städtischen und ländlichen Gebieten.

Digitalisierung als Chance

Digitalisierung ist ein Wort, das wohl als riesiger Tanker gesehen werden kann. Es ist der Überbegriff für einen Bereich, der unsere Gesellschaft bereits verändert hat und noch grundlegender verändern wird. Ich setze mich für einen positiven Gebrauch digitaler Fortschritte ein und möchte, dass wir die Chancen von Technologie erkennen, kritisch reflektieren und dann sinnvoll einsetzen. Künstliche Intelligenz ist nicht zuletzt ein ethisches Thema, über das wir als Gesellschaft diskutieren müssen. Ich möchte im Rahmen meiner Möglichkeiten Räume schaffen, wo wir darüber und über Digitalisierung allgemein diskutieren können. Ich möchte alle Menschen mitnehmen und niemanden zurücklassen.

 

Digitale Teilhabe ist für mich ein relevantes Stichwort, wenn es darum geht, allen Menschen den Zugang zum Internet und anderen digitalen Settings zu ermöglichen. Nicht jede*r kann sich Geräte leisten, sodass wir als Gesellschaft gemeinsam dafür sorgen müssen, niemanden zurückzulassen und solidarisch zu handeln. Dazu gehört auch, dass jede*r einen Zugang zu schnellem Internet hat, egal ob die Person in einer städtischen oder ländlich geprägten Region lebt.

 

Kinder und Jugendliche  müssen darauf vorbereitet werden, in einer durch Digitalisierung geprägten Welt zu leben. Bei der Ausbildung junger Menschen dürfen wir die Ausbildungsstellen in Schule und Wirtschaft nicht alleine lassen, sondern müssen gemeinsam daran arbeiten, effeziente Supportstrukturen zu bauen.

Diversität

Ich setze mich dafür ein, in der Politik die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Menschen zu berücksichtigen.  Dazu gehört auch eine geschlechtergerechte Politik, welche die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Bereichen fördert. Als Ally mache ich mich für die Rechte von LGBTI* Personen stark und stehe gegen jede Form von Diskriminierung auf. Es ist egal, woher ich komme, wie ich lebe und wen ich liebe.

 

Wohlwissend, dass dieses Thema im kirchlichen Kontext teilweise hart und emotional diskutiert wird, versuche ich auch in diesen Strukturen, für mehr Verständnis und Weltoffenheit zu werben.

Nachhaltigkeit

Wir haben nur diese eine Schöpfung. Es ist daher umso wichtiger, diese eine Welt zu bewahren und Schöpfung ernst zu nehmen. Ich setze mich daher dafür ein, dass Deutschland klimaneutral wird. Dazu gehört für mich auch, dass jeder Mensch einen wohnortnahen Anschluss an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat, um nicht mehr so viele Autos auf der Straße zu haben. Bahnfahren muss dann jedoch wesentlich günstiger sein, sodass ich das 49€-Ticket sehr befürworte und mich auf die Einführung freue.

Partizipation von jungen Menschen

Junge Menschen sind die Zukunft unseres Landes und müssen dementsprechend angemessen an politischen Entscheidungen und Vorgängen beteiligt werden. Ich setze mich in diesem Kontext dafür ein, dass das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt wird. Kinderrechte müssen im Grundgesetz verankert werden. In Deutschland sind die Kinderrechte im Wesentlichen im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) sowie im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert. Das KJHG regelt den Schutz und die Förderung von Kindern und Jugendlichen und sieht insbesondere vor, dass das Wohl des Kindes bei allen Entscheidungen, die es betreffen, vorrangig zu berücksichtigen ist. Das BGB regelt unter anderem das elterliche Sorgerecht und die Rechte von Kindern bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, wie beispielsweise medizinische Behandlungen. Ein Kernprinzip der VN-Kinderrechtskonvention von 1992 ist das subjektive Recht des Kindes auf Beteiligung und angemessene Berücksichtigung seiner Meinung gemäß Artikel 12. Kinder und Jugendliche sind darauf angewiesen, dass ihre Rechte durch Erwachsene wahrgenommen werden - nicht nur im Alltag, sondern auch bei politischen Entscheidungen (vgl. hier). Eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz wäre ein wichtiger Schritt und dabei wesentlich effektiver als kleinere Änderungen im Recht allgemein.


Jugendpolitik im Job

Im Folgenden beschreibe und berichte ich von jugendpolitischen Themen und Aktionen, die ich im Rahmen meines Hauptberufes erlebt habe.

Jugendpolitische Gespräche

09.03.2023 - In den vergangenen vier Wochen haben wir als Evamgelische Jugend NRW gemeinsam mit der Ev. Arbeitsgemeinschaft der offenen Türen NRW Gespräche mit den jugendpolitischen Sprecher*innen der demokratischen Parteien im Landtag Nordhrein-Westfalen geführt. In Treffen mit Marcel Hafke (FDP), Jens Kamieth (CDU), Dagmar Hanses (Die Grünen) und Dr. Denis Maelzer (SPD) haben wir über die aktuelle Situation von Kindern und Jugendlichen gesprochen und folgende Themen adressiert:

 

  • Rechtsanspruch auf offene Ganztagsbetreuung
  • Prävention vor sexualisierte Gewalt und Sexuelle Bildung
  • Inklusion und SGB VIII-Reform
  • Partizipation von jungen Menschen
  • Zusätzliche Förderung von Freizeitmaßnahmen
  • Fachkräftemangel

Die Gespräche waren von gegenseitiger Wertschätzung geprägt und wir haben vereinbart, diese regelmäßig zu führen und uns mindestens jährlich zu treffen.

 

PS: Ja, wir waren leider beim Gespräch mit der SPD nur männlich vertreten. Daran müssen und werden wir arbeiten.

 


Freizeiten prägen Menschen

04.07.2022 - Es war die Jugendfreizeit des CVJM Lengerich 2008 in Schweden, die mich in meiner Entwicklung als junger Mensch maßgeblich geprägt hat. Zwei Wochen war ich in den Sommerferien mit 50 anderen Jugendlichen unterwegs und konnte sein, wie ich bin, bin im Kontakt mit anderen persönlich gewachsen und habe Stärken entdeckt. Seit einer Woche haben wir in #NRW Sommerferien und tausende junge Menschen fahren quer durch Europa auf Kinder- und Jugendfreizeiten. Dabei werden sie von engagierten und kompetenten Haupt- und noch mehr Ehrenamtlichen begleitet, die alles dafür machen, den Teens eine wunderbare Zeit abseits des Alltags zu ermöglichen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wertvoll und wichtig solche Freizeitmaßnahmen im Sommer für junge Menschen sind – ich finde es großartig zu sehen, mit welcher Leidenschaft die evangelische Jugend in ihren bunten Facetten Freizeiten und Ferienprogramme organisiert. Das geht nur in den Sommerferien und für junge Menschen ist es wichtig, sechs Wochen vom Alltag abschalten zu können und mal etwas anderes zu erleben, als Schule und Hausaufgaben. Auch Menschen in sozial prekären Situationen haben mittlerweile viele Möglichkeiten, an diesen Programmen teilzunehmen. Was da jeden Sommer möglich gemacht wird, ist klasse und macht mich stolz, ein Teil dieser evangelischen Jugend sein zu dürfen. Wir dürfen dabei nicht vergessen: Kinder- und Jugendarbeit finanziert sich nicht von selbst, sondern bedarf einer kontinuierlichen, strukturellen und inhaltlichen Förderung. Dafür gehe ich jeden Tag gerne zur Arbeit!

 


Tracking, Kirche und KI

08.06.2022 -#KünstlicheIntelligenz ist das digitale Thema der Zukunft. Viele Prozesse werden automatisiert, Abläufe systematisiert und nicht selten Menschen kategorisiert. Im Berliner Futurium kann eine Wahlkabine betreten werden und anhand meines Gesichts wird mir vorgeschlagen, was ich vermutlich wählen werde. Kredite werden bei manchen Banken durch KI nicht mehr an Menschen vergeben, die in einem bestimmten PLZ-Bereich wohnen. Technisch ist es möglich, die Gottesdienst-Besucher:innen zu tracken und anhand der Mimik zu bewerten, wie sie den Gottesdienst empfanden; somit auch eine Bewertung der:des Pfarrer:in.

Im Rahmen des Bildungssymposiums der #EKiR kam bei mir zunehmend die Frage auf: Wieso sind wir als Kirche in diesem Thema eigentlich so wenig präsent? Zumindest habe ich diesen Eindruck. Ich sehe die Kirche als besondere Playerin, die dafür sorgt, dass bei aller Technologie der Blick auf die Menschen bewahrt bleibt und technologische Prozesse verantwortungsvoll mitgestaltet. Dazu gehört für mich, besonders den Blick auf die Schwachen der Gesellschaft zu richten, die durch KI oftmals in ihrer Rolle weiter geschwächt werden. Kirche kann in ihren Strukturen genau der Ort sein, an dem Menschen mitgenommen werden, die sonst nicht an KI und Co. beteiligt sind oder durch diese noch mehr Nachteile erfahren. Das Thema muss raus aus der Nische und in die Breite. Langsam geschieht das, aber da geht noch mehr. Algorithmen reproduzieren aktuell unsere Vorteile und unsere Daten sind oft alles andere als divers.

Geesche Joost hat in ihrem Workshop dazu aufgerufen, sich als Kirche öfter in die Thematik der KI einzubringen, beispielsweise durch ein Panel auf der #Republica oder durch Blogbeiträge, die gar nicht immer so groß sein müssen. Es seien auch schon die kleinen Schritte, die Zeichen setzen können. Anna Nicole Heinrich regt an, als Kirche mit den KI-Umsetzenden in Kontakt zu kommen, bestenfalls noch vor der Umsetzung.